Beschreibung |
Nachmittags gegen 5 Uhr machte der zur Kur sich in Schandau aufhaltende Schirmfabrikant Jacoby aus Zwickau mit seiner Familie einen Spaziergang oberhalb der im Kirnitzschthale gelegenen, sich oberhalb des Schützenhauses hinziehenden Hartungs-Promenade.
Etwas geistiggestört entfernte er sich dabei von seinen Angehörigen
und konnte trotz eifrigen Suchens bei seinem planlosen Umherirren
nicht wieder aufgefunden werden, Er war, wie sich hinterher herausstellte, bis nach dem grofsen Wasserfall gewandert, hatte daselbst ein Reitpferd gemietet, das er in Begleitung des Führers bis zur Wirtschaft auf dem Grofsen Winterberg benutzte. Dort nahm er
ein Abendbrot zu sich und wurde er vom Kellner bedeutet, um auf
kürzestem Wege wieder nach Schandau zurückzugelangen, nach
Schmilka hinabzuwandern und von da mit einem Schiffe nach
Schandau zu fahren. Er tat dies aber nicht, sondern verirrte
sich ins Schrammsteingebiet und stürzte daselbst in der nächtlichen
Dunkelheit über die 60-70m hohen Felsen in das Innere des "Großen
Domes" hinab, hier ward er erst am dritten Tage nach seiner Verunglückung von Heidelbeeren suchenden Frauen aufgefunden. Der
Verunglückte lebte zwar noch und er wurde mittels eines Leiterwagens
in das Stadtkrankenhaus von Schandau übergeführt. Dem
Bedauernswerten mußte ein Bein, dessen Knochen ganz zersplittert
waren, amputiert werden. Außerdem hatte er noch einen Armbruch
und sehwere innere Yerletzungen erlitten. Jacobys Leben dürfte
unter solchen traurigen Umständen kaum zu erhalten gewesen sein.
(Aus "Über Berg und Tal" Nr. 222 August 1896) |
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